Malediven - Kambodscha
4 - 0

 

21.03.11 , Anstoß 21:00 , Rasmee Dhandu Stadium, Malé
AFC-Challenge Cup 2012 Qualifikation


Weiter Fotos gibt es hier.

 

Da sich das Emirates-Skywards-Meilenkonto in den letzten Monaten ganz gut gefuellt hatte wurde es Zeit davon mal etwas Gebrauch zu machen. Was lag da naeher als die Malediven wohin normalerweise selbst ein Flug ab Dubai schon ueber 900 Euro kostet. Gesagt getan und unter Zuzahlung von ca. 31 Euro war der Trip auf den Inselstaat gebucht. Am Montag morgen um 3h20 wurde in Dubai gestartet und etwa 4 Stunden spaeter (+ 1 Stunde Zeitverschiebung) auf Malé gelandet. Schwuelheisse 35 Grad erwarteten einen beim Ausstieg aus der Machine. Nach der recht flotten Immigration war man dann auf sich alleine gestellt. Während 99% aller hier ankommenden Touristen von Schnellbooten oder Wasserflugzeugen der Nobel-Resorts abgeholt werden hat es der Low-Budget-Tourist schon etwas aufwendiger. Nach kurzem rumirren und Geldwechsel (1 Euro = 18 Rufiya (Rf)) wurde dann auch das richtige Boot gefunden. Der Flughafen befindet sich naemlich auf einer anderen Insel auf der es praktisch sonst nichts gibt. Fuer wahlweise 5 Rf oder 1 USD geht es in ca. 15 Minuten rueber zur Hauptinsel Malé. Diese ist uebrigens keinesfalls so wie man sich die Malediven vorstellt sondern mitlerweile die dichtbevölkertste Stadt der Welt. Ein Gewusel und Gehupe wie in Indien und die Einheimischen sehen auch genauso aus. Erster kleiner Schock bei der Ueberfahrt. Ein Blick in meine Kamera verriet dass ich meine Speicherkarte zuhause vergessen hatte. Zum Glück fand man einen kleinen Elektrink-Laden der solche im Sortiment hatte. Der Airport-Jetty, an welchem die Boote vom Flughafen aus ankommen befindet sich ganz im Nordosten der Insel, mein vorab gebuchtes Marble-Hotel genau am anderen Ende im Südwesten. Man kann sich zwar ein Taxi goennen die hier pauschal 20 Rf kosten, egal von wo nach wo, aber zu Fuss erkundet man die Insel doch am Besten. Immer entlang der Nordküste kommt man zunaechst an diversen anderen Fähranlegern vorbei, danach folgt der Jumhoree Maiden (Maiden Square), vorbei am Fischmarkt und ein Industriegebiet wurde das Hotel schliesslich noch 35 Minuten Marsch gefunden. Das Zimmer durfte erst ab 12h bezogen werden, dafuer wurde mir erlaubt kurz die Sachen abzustellen und mich fuer den Strand umzuziehen.

Die Malediven erstrecken sich ueber eine Länge von ca. 800 km und besteht aus unzaehligen hunderten Inseln. Lediglich 4-5 davon bekommt man als Individual-Tourist zu sehen ohne Unsummen auszugeben. Wer auf einer der Inseln unterkommen will wie man sie von Postkarten oder aus Büchern kennt muss sich in einem der Nobel-RFesorts einbuchen wofür pro Nacht zwischen 300 und 2000 Dollar faellig sind. Selbstverständlich ist auch die Verpflegung alles andere als günstig und auch die Anreise ab dem Flughafen schlägt mit 100 - 300 Dollar fuer das Schnellboot oder das Wasserflugzeug zu Buche. Um es also vorweg zu nehmen, es ist nicht alles Gold was glänzt auf den Malediven. Die 5-6 Inseln die fuer die Einheimischen übrig bleiben sind zwar immer noch nett anzusehen und verfügen über herrliche Strände mit türkisblauem Wasser aber das wars auch schon. Ansonsten sind die Einheimischen nicht gerade mit Reichtum gesegnet. Besonders die Hauptinsel Malé macht schon einen recht asozialen Eindruck und hat doch einen starken Touch von indischen Grosstaedten. Der Verkehr ist abartig und die Luft- bzw. Umweltverschmutzung enorm.

Um diesem zunächst zu entfliehen ging es vom Hotel aus noch ein paar Meter weiter Richtung Südosten zur Ablegestation der Boote zur Insel Viligili. Für 10 Rf geht es in 15 Minuten rüber auf diese kleine Insel auf der eigentlich nur Einheimische leben und es so gut wie keine Fahrzeuge gibt. Hier hat man dann also doch sowas wie ein kleines Paradies fuer Arme. Am menschenleeren Strand wurde dann schön relaxt und im türkisblauen Wasser geschwommen. Vorsicht ist nur aufgrund der sehr scharfen Korallen geboten. Als der erste Sonnebrand dann eingeholt war wurde die Insel noch ein bischen erkundet. Viel gibt es nicht zu sehen. Ein paar kleine Häuser der Eingeborenen, eine Schule und einen Non-League-Ground. Ob der 1.FC Viligili hier seine Heimspiele austraegt konnte allerdings nicht in Erfahrung gebracht werden. Von der Ostseite dieser kleinen Insel hat man dann einen weniger schoenen Ausblick. Der Strand ist voll mit Flaschen und Plastiktüten und auf den Fährableger zur Insel Thilafushi, welcher meist nur Rubbish Island genannt wird. Hierher wird nämlich der gesamte Müll der Malediven geschippert um ihn dort zu verbrennen. Nicht so das typische Malediven-Postkarten-Motiv.

Einmal die Insel umrundet ging es zurück auf die Hauptinsel nach Malé und dann mittendurch zur Ostkueste. Hier befindet sich der Malé Artifical Beach, ein kleiner künstlich angelegter Strandabschnitt. Die Einheimischen glotzten nicht schlecht dass sich ein Weisser hierher verirrt hatte. Als ich dann noch die Dreistigkeit hatte ohne T-Shirt ins Meer zu gehen hatte ich alle Blicke auf mich. Die Malediven sind sehr muslimisch eingestellt und so sind auch alle Frauen verschleiert, selbst im Wasser wird die schwarze Abaia nicht ausgezogen. Nach ca. 10-Minuten planschen fiel mir dann plötzlich ein dass ich mein Blackberry noch in meiner Short hatte. Shit. Das Teil war natürlich hinüber. Ein paar Maledivianer staunten nicht schlecht als ich mit dem Handy aus dem Wasser kam. Boah, der Weisse da hat nen Handy dass kann er sogar mit ins Wasser nehmen. Ne, kann er nicht. Das ist jetzt im Arsch. Nach meinem Speicherkarten-Schnäppchen also zum 2. Mal beim Elektrnik-Laden vorbei geschaut und nen neues BlackBerry gekauft. Auf dem Weg zum Hotel dann auch am Stadion vorbeigekommen und schonmal nen Ticket fuer das Abendspiel (15 Rf) geholt. Die erste Partie Kirgistan - Tadjikistan lief bereits seit 20 Minuten und wurde deshalb auch nicht besucht. Nach dringend notweniger Dusche gings dann auf die Dachterasse des Hotels von dem man einen herrlichen Sonnenuntergang bei leichter Musik und leckeren Fruchtcocktails genoss (Alkohol ist auf der Insel Malé verboten). Gegen 20h war es dann Zeit wieder zum Stadion aufzubrechen. Dort angekommen war die Hölle los. Hunderten drängten sich an den Kassenhäuschen und lange Schlangen an den Eingängen. Noch schnell nen paar Getränke gekauft die ich trotz langer Diskussion am Eingang wieder abgeben durfte.

Das Stadion wusste auf Anhieb zu gefallen. Reiner Fussballground mit 4 unterschiedlichen Tribünen und alles nah dran am Spielfeld. Heute war also der 1.Spieltag der AFC Challenge-Cup-Quali 2012. Kurze Erklärung zu diesem nicht ganz so bekannten Turnier: Der AFC-Challenge ist praktisch eine Asien-Meisterschaft fuer kleine Fussball-Länder. Zunächst fand eine erste Vorqualifikation in Hin- und Rückspiel zwischen den 8 niedrigst-platzierten Ländern statt und nun spielen die 16 verbleibenden Teams in 4 Vierergruppen um die 8 Startplätze beim Endturnier 2012. Die Malediven sind Ausrichter einer dieser Gruppen und sind Gastgeber fuer Kirgistan, Tadjikistan und Kambodscha. Gegen letztere fand nun das Auftaktspiel des Gastgebers statt. Bis zum Anstoss war das Stadion dann zu mindestens 90% gefüllt. Nur ein paar Gartenstühle auf der Haupttribüne blieben leer. Die Maledivianer spielten überraschenderweise einen richtig guten Ball und gingen bereits in der 2.Minute in Führung. Aufgrund der drückenden Überlegenheit waren die Kambodschaner mit den 4 Gegentoren noch gut bedient. Richtig supporten können die kleinen Malis zwar nicht aber dafuer wurde permanent getrommelt, geschrien und die Welle fenetisch zelebriert. Alles in allem ein recht kurzweiliger Spielbesuch auch wenn die Temperaturen recht abartig waren. Wieder im Hotel war somit die nächste Dusche fällig bevor es zufrieden und um einen Länderpunkt reicher zu Bett ging.

Der nächste Morgen wurde mit einem Frühstück auf der bereits bekannten Dachterrasse gestartet bevor es zu Fuss zum Präsident Jetty ging. Hier fahren normalerweise 2-mal stündlich die Boote zur Insel Hulhulé ab. Leider kam heute irgendwie keine. Zumindest nicht in den 30 Minuten die ich wartete bevor ich die Schnauze voll hatte und weiter zum Airport Jetty ging. Von dort aus gings dann wieder rüber zum Flughafen und von dort weiter per Bus zum Hulhulé Island Hotel. Hier kann man sich als Nicht-Hotelgast für 37 USD einkaufen um den Pool und die Anlagen des Hotels zu nutzen. Der Versuch um die Entrichtung dieser Gebühr herum zu kommen scheiterte leider kläglich ;) An der sehr genialen Poolanlage wurde dann wieder fein relaxt, gespeist und ein par Bierchen getrunken. (dieses Hotel ist das einzige der Malediven welches ausserhalb der Resorts Alkohol ausschenken darf). So rannen die Stunden dahin und gegen 21h hatte man auch genug von Sonne, Pool und Bier und nahm die kostenlose, hoteleigene Faehre zurück nach Malé und von dort aus erneut zu Fuss zum Hotel.
Nächstes Tag, nächste Insel. Nach erneutem FRühstück auf der Dachterrasse wurde ausgecheckt und ein Taxi zum Hulhumalé-Jetty genommen. Die überfahrt auf die gleichnamige Insel schlägt mit 20 Rf zu buche und dauert etwa 30 Minuten. In der Zukunft soll diese Insel zur Entlastung von Malé dienen und es sollen jede Menge Häsuer und Hotels entstehen. Bislang ist hier noch recht wenig los und es gibt auch nur 2 Hotels. Das Fuana Inn ist zwar eher spartanisch liegt aber direkt an einem genialen Strand. Also eingecheckt und sofort auf die Liege gehauen. Bis auf ein paar wenige Einheimische hatte man den ganzen Strand fuer sich. Lediglich die 2 Mütterchen die meinten ihre dreckigen Teller im Meer neben mir zu waschen nervten. Aber das habe ich geschickt gekontert, wenn ihr versteht was ich meine ;)

Am späten Nachmittag war es dann aber auch genug mit ausspannen und so wurde auch diese Insel zu Fuß erkundet. Von der Nordküste aus hatte man einen guten Ausblick auf den Club Faru, einem dieser teuren Resorts. Nach einem Restaurantbesuch gings nochmal an den Strand um den Sonnenuntergang zu geniessen. Heute waere auch wieder Fussball gewesen aber man kann halt nicht alles haben. Das 2. Spiel der Malediven wäre bereits um 16h gewesen und nach dem 21h-Spiel wäre man nur schwer noch zurück nach Hulhumalé gekommen.
Donnerstag morgen, 7h20: Aufgewacht und voller Entsetzen festgestellt dass man den Wecker nicht gehört hatte. Der Bus zum Flughafen wäre in 10 Minuten abgefahren welchen man unter keinen Umständen mehr bekommen würde. Also schnell an der Rezeption ein Taxi bestellt, geduscht und die Sache zusammen gepackt und ab zum Airport. Dort war man dann aber noch früh genug dran und wenig später ging es zurück nach Dubai. Aus dem Flieger hatte man eine herrliche Aussicht auf etliche traunhafte Inseln und Atolle.
Fazit: Die Malediven sind ein Zwei-schneidiges Schwert. Wer nicht bereit ist mindestens 300 Euro pro Tag für Übernachtung und Verpflegung in einem dieser Resorts auszugeben würde ich nicht zwingend anraten seinen Urlaub hier zu verbringen. Zwar haben auch die Inseln der Einheimischen schöne Strände, was aber keinen so hohen Flugpreis rechtfertigt. Fussballerisch gesehen natürlich ein exotischer Länderpunkt.