Gornik Zabrze - Legia Warschau
2 - 2

 

26.09.03 , Anstoß 20:00 , Stadion Gornik, Zabrze
1. Liga Polen

 

Auf eine Dusche wird ausnahmsweise verzichtet und so gehts direkt in die City wo man noch etwas Kultur machen will. Auf dem Weg dorthin fällt uns jedoch auf dass keiner so recht weiss was man sich denn hier anschauen könne und beschliesst so ein sehr interessantes Alternativprogramm.
Zunächst stattet man dem Stadion des 2.Ligisten Cracovia Krakau einen Besuch ab. Ein echt altes Teil dass ein wenig Ähnlichkeit mit dem Zoo-Stadion in Wuppertal hat. Zunächst versuchen wir über einen Zaun ins Stadioninnere zu klettern, bis ein Arbeiter uns kopfschüttelnd zeigt dass 10m weiter doch ein Tor auf sei. Warum einfach wenns auch schwer geht.
Als nächstes gehts ins etwa 80km westlich von Krakau gelegene Oswiecim, zu deutsch Auschwitz. Hier verbringt man die nächsten 3 Stunde und schaut sich in aller Ruhe das ehemalige KZ-Auschwitz an. Echt beeindruckend wenn man mal überlegt was hier vor gut 60 Jahren los war. Neben dem allseits bekannten Torbogen mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" ist auch sonst fast alles noch von damals gut erhalten. Meiner Meinung nach sollte man diese Stätte einmal gesehen haben. Nachdem Schmiddi und ich die andere 2er-Gruppe Ansgar und Almut wiedergetroffen haben gehts noch ins etwa 3km entfernte Massenvernichtungslager in Birkenau. Hier dürfte wohl der Torbogen mit den darunter durchführenden Gleisen das bekannteste sein. Hier ist nicht ganz so viel übrig geblieben. Gegen Ende des Krieges wurde die meisten Öfen und Kammern vernichtet. Trotzdem ist auch diese Stätte sehr interessant zu sehen.
Genug der Geschichte gehts die letzten Kilometer durch das polnische Ruhrgebiet nach Zabrze. (meiner Meinung nach übrigens die hässlichste Ecke von Polen). Hier ist man sich nicht so ganz sicher wo man das KFZ abstellen soll. Zum einen sitzt schon eine kleine Gruppe böser Leute mit wenigen Haaren vor einer Trinkhalle, zum anderen ist der heutige Gast aus der Hauptstadt gewalttechnisch auch nicht ganz ohne. So nimmt man dann doch den P-Parkplatz und geht direkt ins Stadion das, 2 Stunden vor Anpfiff natürlich noch total leer ist.
Auch beim Stadion Gornik handelt es sich um eine Mehrzweckkampfbahn mit Laufbahn, die allerdings bis auf das genau hinter einem Tor postierte Marathontor völlig von Rängen umschlossen ist. Auf der einen Längsseite findet man die Haupttribüne, die im oberen Bereich über gedeckte Klappsitze verfügt und darunter sowie daneben bis weit in die Kurven mit Plastiksitzen mit Rückenlehnen ausgestattet ist, die blockweise in den Vereinsfarben Blau, Weiß und Rot gehalten sind. In der Kurve und auf der Gegenseite gibt es einfache Holzbänke, die teilweise in recht armseligen Zustand sind - möglicherweise auch ein Beleg für recht rauhes Verhalten der hier postierten Fans. Der Gästeblock ist zwar durch Tore vom Rest des Stadions abgetrennt, die sind aber weder massiv noch verschließbar, so daß sich wohl alleine hieraus die Notwendigkeit der Abriegelung der Auswärtsfans durch die Polizei ergibt - sonst könnte man die Fangruppen wohl unmöglich überhaupt voneinander trennen. In den Kurven gibt es auch Bereiche, in denen es nur die nackten Betonstufen gibt - die Bereiche neben dem Gästeblock sind übrigens völlig freigehalten - und auf der Hintertorseite gegenüber dem Marthontor gibt es noch eine massive - geradezu riesiege - Anzeigetafel, die zumindest heute freilich außer Betrieb ist. Dieser Tafel kann man ebenso wie der Flutlichtanlage mit ihren mehrbeinigen, verstrebten Masten und den großen Strahlerblöcken typisches Ost-Design bescheinigen.
Da es wie gesagt noch recht früh ist drehen wie eine Runde durchs Stadion. Als man im Gästeblock auftaucht kommen uns gleich 3 Polizisten entgegen die recht nervös erscheinen. Haben wohl schon befürchtet heute viel Arbeit zu haben. Uns lässt man nach kurzer Diskussion weiter unsere Runde ziehen.
Bis zum Anstoss dürften es dann etwa 8000 Zuschauer gewesen sein die sich im Stadion eingefunden hatten. Darunter auch etwa 400 Mann aus Warschau förmlich umzingelt von Behelmten und Uniformierten. Links und rechts daneben sind jeweils 2 Blöcke freigehalten. Die Gornik-Fans postieren sich auf der Gegengerade und präsentieren zum Kick off grünen und gelben Rauch. Zudem kommen noch ein paar Sprühfeuer. Auf der Haupttribüne präsentiert das heimische Volk zudem ein nettes Intro aus roten, weissen und blauen Luftballons, später zeigen diese noch eine Wunderkerzenaktion. Während des Spiels ist Support auf Gornik-Seite richtig genial. Laut, abwechslungsreich und genau wie gestern in Krakau kommt es auch hier immer wieder zu Wechselgesängen mit der Haupttribüne. Zwischendurch zeigen die Jungs aus Zabrze immer mal wieder eine andere Choreo. Zunächst eine Fahne die sich aus verschiedenfarbigen Bahnen zusammensetzt, später eine übergrosse Bart Simpson-Figur, dann mal wieder ein Zettelaktion, Flackerlichter oder das Massenabbrennen von Bengalos.
Auch die Legia-Anhänger kann man desöfteren vernehmen, wobei besonders das "Hurra, Legia Warszawa" nett rüberkommt. Auch hier wird abundan ein wenig gezündelt.
Das Spiel geht sofort richtig los. Bereits in der 2. Minute geht Legia in Führung. Erst kurz vor der Pause gleichen die Gastgeber durch einen Elfmeter aus. Nach der Pause geht Gornik 2-1 in Führung und die Stimmung ist glänzend. Während der Trainerstab von Zabrze vehement den Abpfiff fordert kommt Legia in der Nachspielzeit noch zum 2-2 Ausgleichstreffer was einen genialen Torpogo zur Folge hat. Während es an den potentiellen Krisenherden in Stadion alles normal bleibt kommt es ausgerechnet auf der Pressetribüne zu Auseinadersetzungen. 3 Legia-Journalisten welche direkt hinter uns sassen jubelten über den Ausgleich und wurden dann von allen Seiten bepöbelt. Anstatt sich nun der Masse zu beugen provozierten sie die Einheimischen immer weiter und wurden daraufhin von allen Seiten mit Knabberzeugs und Brot beworfen. Einer der Legia-Leute setzte sich daraufhin körperlich zu Wehr und eine Rangelei war im Gange. Wir blieben noch kurz auf unseren Plätzen bis sich die Situation beruhigt hatte und traf uns danach mit den Spiertzern wieder am Auto. Ausserhalb schien doch noch was los zu sein da man desöfteren Leute rennen sah.
Wie dem auch sei, Ansgar legte eine beeindruckende Fahrleistung hin, und so erreichte man Wiedenbrück um 7h30.