Þor/KA/KS Akureyri - UMF Breidablik
0 - 3

 

09.07.03 , Anstoß 20:00, Akureyrarvöllur, Akureyri
1. Liga Island (Frauen)

 

Direkt nach dem Spiel machten wir uns auf den Weg. Da wir nach Akureyri wollten hatten wir die Wahl auf direktem Wege die etwa 400 km abzuspulen oder einmal ganz um die Insel zu fahren (ca. 1100 km bis Akureyri). Nun gut, wenn man schonmal hier ist und es nachts eh nicht dunkel wird kann man ja auch nachts etwas Sightseeing und so entschlossen wir uns für die lange Strecke.
Man fuhr also entlang der Südküste durch sehenswertes Gelände und machte den ersten Stopp am Skogafoss, dem wohl zweitgrössten Wasserfall des Landes. Schon sehr beeindruckend, besonders deswegen dass man dieses Mal am Ende am Fusse des Wasserfalls stand. Nach weiteren 3 Stunden Fahrt kam man dann an den Südausläufen des Megagletschers Vatnajökull vorbei. Vielleicht der aufregendste Anblick der ganzen Tour. Schon Wahnsinn wie die Landschaftsfarbe von einer Sekunde von grün auf weiss umschwenkt und sich dann die riesigen Eisblöcke vor einem auftürmen. Muss man wirklich mal gesehen haben. Eine Stunde später kam man dann durch den Ort Höfn, welcher bis zur letzten Saison noch Zweitligisten besass. Man fuhr kurz an dem Ground von Höfn vorbei und setzte die Reise dann fort. Nun ging es entlang der Ostküste durch die unzähligen Fjorde die absolut menschenverlassen erscheinen. So kam es dass man auf einer Strecke von gut 100km weder einen Menschen, ein Auto oder ein Haus sah. Dafür aber unzählige Schaafe die sich hier nachts ganz gerne auf die Strasse legen. So muss man erst langsam an die Viecher ranfahren und sie anhupen bevor sie sich zur Seite bequemen. Absolut kult.
Mit der Zeit wurde so langsam aber sicher der Sprit knapp und an eine Tankstelle war nicht gerade zu denken. Als die Nadel schon im roten Bereich stand kam man durch ein kleines Städtchen, bestehend aus 5 Häusern und einer Tankstelle. Zum Glück hatte Boris den Pin für seine Kreditkarte dabei. Ansonsten wäre hier vorerst Endstation gewesen.
In den frühen Morgenstunden verliess man dann die Ringstrasse 1 gen Norden und machte einen Abstecher zum Detifoss , dem grössten Wasserfall von Island. Der Weg dorthin muss in den letzten Jahren wohl stark ausgebessert worden sein, denn uns war in Reykjavik noch erzählt worden dass man für die Strecke dort hoch 4 Stunden bräuche. Mitlerweile ist die Route aber geteert und man kann fast überall 70 km/h fahren. Nachdem auch dieses touristische Highlight abgehakt war ging es nun nach Akureyri. Dort angekommen wurde in einem Supermarkt etwas eingekauft und eine Zeitung besorgt. In dieser musste man dann lesen dass unser ausgesuchtes Zweitligaspiel von Leiftur nicht wie erwartet in Ölafsfjördur sondern in Dalvik stattfinden sollte. Schon bitter. Hatte man sich doch auf dieses Panorama sehr gefreut. (übrigens das Titelbild des Buches: Abenteuer Groundhopping). Nun gut. Man fuhr nun zur örtlichen Jugendherberge wo man zum Glück noch ein 4-Mann-Zimmer bekam und das bereits gebuchte Zimmmer in einem anderen Kaff stornieren konnte. Endlich die erste (und einzige) Übernachtung dieser Tour. Hier wurde sich mal wieder etwas gekocht, sich geduscht und etwas hingelegt. Vom AC-Jörg bekam man dann per SMS die Info dass der Ausweichground in Dalvik relativ arm sein solle und so entschieden sich Markus und ich in Akureyri zu bleiben und dessen Erstligaground mit einem 1.Liga-Fraunspiel zu machen. Die beiden Mardos brachen dann irgendwann auf nach Dalvik, Markus und ich holten uns zur Feier des Tages eine grosse Pizza (für 11 Euro pro Person) aus der nahegelegenen Pizzeria.
Eine halbe Stunde vor Kick off begaben wir uns dann zum Ground. Dieser ist gar nicht mal so schlecht. Zwar ist auch hier nur eine Seite bebaut, diese aber recht witzig. Zunächst steht da eine kleine Sitztribüne und daneben ist ein grosser Graswall in den Stufen eingelassen sind sodass man richtig bequem im Liegen Fussball schauen kann. Nachdem man sich ein wenig in den Katakomben rumgetrieben hatte und über die hässlichste und hübscheste Spielerin abgestimmt hatte legte man sich auf die Wiese um das Spiel zu geniessen. Bei der heutigen Heimmannschaft handelt es sich übrigens um ein Fusionsclub aus den beiden Akureyrer Vereinen Thor und KA sowie dem Club KS aus einer etwas nördlicher gelegenen Stadt. Der Ursprung ist aber wohl Thor Akureyri, weshalb auch deren Wappen gewählt wurde. Vor ca. 50 Zuschauern, die Zahl variierte während des Spiels, begann dann der Kick. Na ja, nicht besonders viel mehr Niveau als man es von Deutschland gewohnt ist. Außerdem wurde das (Vor-)urteil des Lesbensports mal wieder bestätigt, als sich eine Spielerin und eine Zuschauerin durch den Zaun hindurch abknutschten. Was bei Damen-Spielen halt einfach nicht fehlen darf, war dann die optische Beurteilung der Sportkameradinnen. Hier hatte die Gastmannschaft wie auch im Sportlichen die Nase vorn.
Wenige Minuten nach dem Anstoss sollte dann noch die Hauptattraktion des Tages das Sportgelände betreten. Wie aus dem Nichts tauchte ein offensichtlich etwas verwirrter älterer Herr auf der eine wohl selbstgebastelte Fliegerkappe mit der Aufschrift "THE PHANTOM" auf. Dazu trug er einen Benzinkanister übergeschultert. Während Markus und ich rätselten ob er sich wohl gleich mit Benzin übergiessen und anschliessend anzünden würde, schmiss dieser sich seinen Kanister vor die Füsse, zog seinen langen Mantel aus und warf diesen locker über den Zaun zum Spielfeld. Auch die anderen Zuschauer hatten diese ominöse Gestalt bemerkt und konnten sich das Lachen nicht verkneifen. Im weiteren Spielverlauf vertrieb er sich dann die Zeit seine Schuhsohlen rauszukramen und diese einer ordentlichen Inventur zu unterziehen.
Das Spiel ging übrigens 0-3 aus und wir machten uns noch auf in die Stadt um sich wenigstens noch ein überteuertes Bier in einer Kneipe zu gönnen. Nach kurzem Sit-In in einer Sports Bar und einem halben Liter Viking-Bräu für 7,50 Euro gings zurück zur Jugendherberge wo die Mardos schon warteten. Zusammen mit Jörg fuhr man nochmal kurz zu ner Tanke um ein paar erschwingliche Light-Bierchen einzukaufen. Und wer kreuzte dort plötzlich auf ? THE PHANTOM. Mit einem uralten Ford Sierra beladen mit jeder Menge Gasflaschen und Faröer-Kennzeichen. Langsam wird mir der Typ unheimlich. Im Fernsehzimmer der JH wurde noch ein bischen abgehangen bevor es in die Betten ging.