NK Vojvodina Novi Sad - FK Sartid Smederevo
5 - 1

 

18.10.02 , Anstoß 16:00 , Vojvodina, Novi Sad
1. Liga Jugoslawien

 

Aus gegebenem Anlass wurde diese Wochenende auf das BVB-Heimspiel gegen Bielefeld verzichtet, und stattdessen ein bischen auf Tour gegangen. Nachdem Grünebaum mich am Donnerstag Abend abgeholt hatte, ging es zunächst in die Nähe von Hameln wo wir dann in das Auto von Detlef umstiegen. Besagte Person hatte ich vor diesem Tag übrigens noch nie gesehen. Da Detlef etwas beleibter ist, un in seinem alten Mazda nicht unbedingt sonderlich viel Platz ist wurde die Fahrt zu nur zu dritt durchgeführt. Nach recht ereignisloser Fahrt durch Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien erreichte man am Freitag gegen Mittag die jugoslawische Grenze. Obwohl Grünebaum unserem Fahrer desöfteren mitgeteilt hatte er solle sich eine grüne Versicherungskarte mit Freigabe für Jugoslawien besorgen, war dieser unserem Ratschlag nicht nachgekommen. So musste man in den sauren Apfel beissen und am Grenzübergang 80 Euro für diese sinnlose Versicherung berappen. Ein Versuch den Grenzbeamten ein wenig zu bequatschen, wurde eiskalt mit einem energischen "Keine Diskussion !" im Keim erstickt. Nachdem man sich auch noch ein 30-Tage-Visum für 7 Euro pro Person besorgt hatte konnte man problemlos ins gelobte Land einreisen. Irgendwie war es schon etwas verwunderlich dass hier so wenig los war. Schliesslich ist es doch der Hauptgrenzübergang zwischen Kroatien und Jugoslawien.
Wie dem auch sei. Nach dem Grenzübertritt wurde die Autobahn deutlich schlechter. Des öfteren wurde man von tiefen Schlaglöchern überrascht. Etwa 50km vor Belgrad verliess man dann die Autobahn und folgte der Landstrasse Richtung Novi Sad. Diese letzten 40 km der Anreise hatten es in sich. Zum einen kam man durch einige leicht verarmte kleine Dörfer hindurch, zum anderen galt es auf der kurvenreichen Strecke einige Pferdekarren und Traktoren zu überholen. Gegen 13h30 erreichte man die recht grosse Stadt im Norden des Landes und war angenehm überrascht. Zwar zeigten sich hier wie eigentlich erwartet auch ein paar asoziale Strassenzüge, doch alles in allem eine ganz nette Stadt. Nach einigem Herumkurven und mehrmaligem Fragen wurde das Stadion etwa eine Stunde vor Spielbeginn gefunden. Da sich auf dem Vorplatz einige bettelnde Jugendliche tummelten blieb Detlef bei seinem Gefährt, während Grünebaum und ich uns erstmal eine Pizza für ca. 1 Euro gönnten. Zurück am Ground, wurde zunächst eine Runde um dieses alte Teil gedreht. Sieht von aussen etwas seltsam aus, da sich unter den Tribünen zahlreiche Kneipen, Esslokale und Geschäfte befinden. Als wir einen Herren nach einem Souvenirstand fragten, schloss dieser für uns ein grosses Tor auf und brachte uns in eine Art Lagerhalle. So hatten wir schon einige Sorgen, ob wir gleich ausgeraubt werden würden. Letztendlich erwies sich der kleine Ausflug jedoch als harmlos als man am anderen Ende des Lagers in einer Einkaufszone herauskam. Eine Viertelstunde vor Anpfiff hatte man aus dem riesigen Verkaufskomplex wieder herausgefunden, deckte sich mit Tickets für 100 Dinar (ca. 1,50 Euro) und bekam noch mit wie der ca. 30 Mann starke Auswärtsmob unter Polizeigeleit in den Gästeblock geleitet wurde.
Das Stadion Vojvodina ist eigentlich ein richtig netter Ground. Eine Gerade verfügt über eine grosse überdachte Sitztribüne, die Gegengerade ist mit unüberdachten Sitzschalen bestückt. Die beiden Kurven bestehen aus recht hohen Stehrängen, wobei eine davon in der Mitte durch das Umkleidehaus der Spieler unterbrochen ist. Die erste Halbzeit war gut anzusehen. Der Gastgeber zeigte hervorragenden Fussball und führte so bereits zur Pause mit 3-0. Ebenfalls überzeugend waren beide Fangruppen. Sowohl die ca. 30 Gäste aus Smederevo als auch der ca. 300 Mann starke Heimblock unterstützten lautstark ihr Team. In der Halbzeitpause begaben Grünebaum und ich uns auf die Laufbahn vor den Heimblock, da sich dort eine kleine Choreo andeutete. Als die Spieler aus der Kabine kamen wurden zahlreiche rote Luftballons, Schwenkfahnen sowie ein langes Tarnsparent in kyrillischer Schrift präsentiert. Dazu wurden 2 Nebeltöpfe hochgehalten, die zunächst nur aussahen als würden sie normalen weissen Rauch produzieren. Doch plötzlich brach in dem Block eine wahre Panik aus. Alles verliess fluchtartig das Stadion. Auch auf der Haupt- und der Gegentribüne suchten die Zuschauer fluchtartig das weite. Bis ich gecheckt hatte, dass an den beiden Nebeltöpfen was faul sein müsste hatte ich auch schon dieses Gemisch aus Tränengas und Pfefferspray im Gesicht. Die Augen tränten ohne Ende und durch die Nase konnte man kaum noch atmen. Die Polizei schien die Aktion recht witzig zu finden und tat zunächst nix. Mitlerweile war natürlich auch das Spiel unterbrochen worden. Nach ca. 10 Minuten kam ein Feuerwehrwagen zu Hilfe um den mitlerweile völlig verwaisten Block zu löschen. Auch wenn mir den ganzen Abend noch die Augen brannten hatte die Partie spätestens jetzt absoluten Kultcharakter erreicht.
Als sich alles wieder beruhigt hatte ging die Partie ganz normal weiter. Der Gastgeber machte da weiter wo er in der ersten Halbzeit aufgehört hatte und nahm den FK Sartid praktisch auseinander. Etwa 10 Minuten vor Schluss sprang plötzlich ein Tor auf und alle die, die nach der Gasattacke aus dem Heimblock geflüchtet waren stürzten auf die Gegengerade, wo sie erneut einen richtig guten Support hinlegten.
Nach dem Spiel gab es rund ums Stadion dann keinerlei Probleme mehr. Ohne irgendwelche Belästigungen erreichte man das Vehicle und ging auf Hotelsuche. Nach fast einer Stunde Herumirren hatte man die Schnauze voll und wies einen Taxifahrer an zu einer Low-Budget-Absteige vorraus zu fahren. In einem Vorort von Novi Sad kam man dann mit 11 Euro pro Person recht preiswert unter. Dort liess man den erlebnisreichen Tag bei ein paar Bier, Sliwowicz und Cevapcici ausklingen.